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Waldschäden in NRW
Waldzustandsbericht

  
M
inisterium für Umwelt
und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MUNLV)
des Landes NRW:

Presseinformation:
Düsseldorf, 08.11.04
Umweltministerin Bärbel Höhn: Die Situation des NRW-Waldes ist unverändert ernst - Heißer und trockener Sommer 2003 hat vor allem Buchen geschadet - Fast die Hälfte ist deutlich geschädigt

Die Situation in den NRW-Wäldern ist weiterhin alarmierend. Es gibt immer weniger gesunde Bäume und immer mehr deutlich geschädigte Bäume. Damit bestätigt sich der Langzeittrend auch in diesem Jahr. Die Zahl der deutlich geschädigten Laub- und Nadelbäume ist um 5 % auf fast 29 % gestiegen. Dabei haben sie 2004 zwischen 26 und 60 % ihrer Nadeln und Blätter verloren. Der Verlust wurde u.a. durch langjährige Schadstoffeinträge, hohe Ozonwerte und Witterungsextreme im Jahr 2003 verursacht. Damit wird der zweithöchste Wert bei den deutlichen Schäden seit Beginn der Erhebung vor 20 Jahren erreicht. Nur im Jahr 2000 wurde mit 29,6 % ein höherer Wert ermittelt. Der bundesweit festgestellte Schadenssprung bei den Hauptbaumarten trifft für NRW insbesondere auf die Buche zu, die durch den außergewöhnlich trockenen und heißen Sommer 2003 geschädigt wurde.
  
  Umweltministerin Bärbel Höhn: "Der Zustand des Waldes ist ein Warnsignal. Hauptverursacher sind weiterhin die Einträge durch den Verkehr und die Landwirtschaft, insbesondere, was Stickstoff angeht. Durch die hohen Stickstoffvorräte im Waldboden wachsen die Bäume unnatürlich stark und ungesund, ähnlich wie bei Kindern, die falsch und einseitig ernährt werden und dadurch dick und krank werden. Die Waldböden versauern immer weiter, denn in ihnen reichern sich die Schadstoffe seit Jahrzehnten an. Dadurch läuft der Speicher sozusagen über und gibt die Schadstoffe wieder ab. Kurzfristige wirksame Maßnahmen gibt es jedoch nicht, deshalb ist es wichtig, weiter langfristig wirkende Umweltschutz- und Waldbaustrategien jetzt umzusetzen. Um dem Ökosystem Wald auf lange Sicht helfen zu können, brauchen wir eine weitere Schadstoffreduktion, auch durch eine umweltverträglichere Landwirtschaft, eine weitere Verringerung der Abgasbelastung und eine stärkere Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Stabile Ökosysteme können Schäden durch die Umwelt, das Wetter oder Insekten besser verkraften, deshalb muss deren Widerstandskraft gegenüber extremen Belastungen durch nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft gestärkt werden. Dazu gehören u.a. Mischwald, die Vergrößerung der Baumartenvielfalt und die Erhaltung unserer heimischen Bäume. Der Wald hat für uns Menschen eine große Bedeutung: Wir brauchen ihn als Lebensgrundlage, als grüne Lunge, als Erholungsraum, zur Erhaltung der Artenvielfalt und als wichtigen Arbeitsplatz im ländlichen Raum."
  
  Die Luftqualität und das Klima haben sich seit Beginn der systematischen Beobachtung des Waldzustandes vor rund 20 Jahren erheblich verändert. 2003 ist die Belastung des Waldes in NRW durch Ozon, hohe Lufttemperaturen und Trockenheit auf Extremwerte angestiegen. Von Mai bis September 2003 fielen im Tiefland nur 75 % der Niederschläge der Vorjahre. Trotz dieser Risikofaktoren sind die schlimmsten Befürchtungen dank des kühlen und feuchten Wetters bis in den Sommer 2004 nicht eingetreten. Dennoch zeigen die Waldökosysteme erhebliche Stressreaktionen auf die vorangegangenen Belastungen. Dies wirkt sich vor allem in deutlich weniger Blättern, weniger Zuwachs, übermäßiger Fruchtbildung und Fraßschäden durch Insekten aus. Darüber hinaus deutet sich in den Monitoringdaten zum Knospenaustrieb und herbstlichen Laubfall in den letzten Jahren ein allgemeiner Trend zu einer längeren Wachstumsdauer an. Vor allem in höheren Lagen treibt zum Beispiel die Buche früher aus.
  
Infografik: Treibhauseffekt
Infografik: Treibhauseffekt  
   
Umweltministerin Bärbel Höhn: "Um die zunehmende Klimaerwärmung aufzuhalten, ist es wichtig, die Ursachen, die zum Treibhauseffekt beitragen, zu beseitigen. Die Nutzung von Erneuerbaren Energien wie Holz und anderer Biomasse ist klimaschonend und CO2-neutral. Vom jährlich nachwachsenden Holzvorrat in NRW wird zurzeit jedoch nur fast die Hälfte genutzt."
  
Die Ergebnisse des Waldzustandsberichts
im Einzelnen:
Blüte und Fruchtansatz: 2004 haben viele Baum- und Straucharten, so auch die Buche, Eiche und Fichte auffällig stark geblüht. Bei der Buche hat sich daraus eine überdurchschnittlich starke Mast entwickelt. Anlass zur Sorge gibt die häufige Mast der Buche. In den letzten Jahren hat sie im zweijährigen Rhythmus stärker Früchte getragen. Normal ist eine Vollmast alle fünf bis zehn Jahre.

Aus diesem Grund hat die Buche in diesem Jahr die stärksten Blattverluste. Damit ist die Zahl der deutlich geschädigten Buchen um gravierende 24 Prozentpunkte auf 49 Prozent gestiegen. Dramatisch ist der Blattverlust bei den älteren Bäumen: Nur etwa 16 Prozent haben überhaupt keine Schäden.

Positives kann von der Eiche berichtet werden: Bei ihr hat sich der Anteil der gesunden Bäume um insgesamt sechs Punkte auf 24 Prozent verbessert. Gleichzeitig haben sich die deutlichen Schäden jedoch nicht verbessert. Sie liegen mit 39 Prozent auf dem Vorjahresniveau.

Die Kiefer zeigt in diesem Jahr eine ähnliche Entwicklung wie die Eiche. Die deutlichen Schäden liegen mit 19 Prozent etwa auf gleicher Höhe wie 2003. Der Anteil der gesunden Kronen hat bei dieser Baumart erfreulicherweise wieder zugenommen.

Bei der Fichte sind die Kronenschäden im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. 36 Prozent zeigen keine, aber 20 Prozent deutliche Schäden.
  Blattfressende Insekten – Stärkere Fraßschäden bei der Eiche
In vielen Eichenbeständen des Landes sind in diesem Frühjahr erstmals seit Mitte der 1990er Jahre wieder starke Fraßschäden vor allem durch den Eichenwickler aufgetreten. Neben dem zentralen Münsterland waren Eichenbestände am Niederrhein, in der Voreifel, im Königsforst und im Ruhrgebiet, vor allem im Raum Duisburg, betroffen. Auch der Eichenprozessionsspinner konnte sich aufgrund der hohen Sommertemperaturen im Jahr 2003 linksrheinisch nördlich einer gedachten Linie zwischen Aachen und Köln etablieren und erstmals rechtsrheinisch bis in die Kreise Borken und Wesel vordringen und löste allergische Reaktionen bei Menschen aus. Die Situation kann für die Eichen jedoch erst bedrohlich werden, wenn Eichenprozessionsspinner und Frostspanner gemeinsam auftreten. Beim Borkenkäfer sind aufgrund des konsequenten Holzeinschlages in der Fichte und der kühlen und feuchten Witterung im ersten Halbjahr 2004 keine alarmierenden Dichten aufgetreten.
Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2004 im Lande Nordrhein-Westfalen
(in Klammern: Vergleichsdaten aus 2003)


Baumartenflächen

Anteile der Schadstufen
bei den Baumarten


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Tabelle:  Waldschäden: Anteile der Schadstufen
  
Anteile der Schadstufen
aller Baumarten
als Blockdiagramm

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Quelle:  
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MUNLV) des Landes NRW: Pressemitteilung vom 8.11.2004.
Weitere Infos zum Thema: www.munlv.nrw.de


Kontextbezogene Links auf Inhalte des Agenda 21 Treffpunkts wurden ergänzt.
   

Stand: 08.11.04/zgh Themen:  Wald     Natur & Umwelt   Klima
Lexikon: Treibhauseffekt   Klimaerwärmung Erneuerbare Energien
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